Kleingewässer zur Förderung der Gelbbauchunke im Rammert – Finanziert durch die Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung

Die Projektfläche

Bei der Projektfläche handelt es sich um eine Privatwaldparzelle im Rammert (bewaldeter Höhenzug), der sich auf der Gemarkung Dußlingen bei Tübingen befindet. Die Artenschutzmanagement gGmbH hat das Waldgrundstück in diesem Jahr zum weiteren artenschutzfachlichen Pflegemanagement für die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gepachtet. Die stark gefährdete Unkenart (Rote Liste Kategorie 2 und geschützt durch die FFH-Richtlinie) ist heutzutage auf vom Menschen erzeugte Lebensräume angewiesen. Das sind z.B. Abgrabungen, auf militärischen Übungsplätzen und in Wäldern mit Windwürfen, Kahlschlägen oder Schneisen. Hier nutzt sie zur Fortpflanzung und als Aufenthaltsgewässer besonnte, nicht oder wenig bewachsene Klein(st)gewässer, wie z.B. Fahrspuren.

Der Orkan “Lothar” richtete im Winter 1999 schwere Schäden im Rammert und damit auch auf der Projektfläche an. Durch die Sturmwurfschäden und die derzeitige Jagd- und Waldnutzung sind auf der Waldparzelle einige lichte Stellen und deutlich verjüngte Waldstrukturen vorzufinden. Diese Strukturen bieten sich an, um dort verschiedene Kleingewässer als Laich- und Aufenthaltsplatz anzulegen. Hier gelangt genug Sonnenlicht durch die Baumkronen, damit die Gewässer für die Amphibienentwicklung ausreichend erwärmt werden können. Außerdem wurden im weiteren Umfeld des Projektgebiets bereits Gelbbauchunken nachgewiesen, weswegen wir davon ausgingen, dass die Pionierart auf die Projektfläche einwandern und sich reproduzieren wird.

Projektumsetzung Ende Oktober/Anfang November 2022

Im ersten Schritt wurden Ende Oktober (28.10.2022) die ersten Gehölzpflegemaßnahmen (Brombeerüberwuchs, Baumfällarbeiten, liegengebliebene Baumstämme) im randlichen Bereich, teilweise auch auf den beiden benachbarten Grundstücken durchgeführt. Durch diese Maßnahme ist die Besonnung der neu angelegten Tümpel und Mulden gewährleistet und sie können nicht durch verbliebenes Material eutrophieren.

Im zweiten Schritt wurden Anfang November (8./9.11.2022) mittels Kompaktbagger drei verschieden große Kleinstgewässer ausgehoben und deren Sohle mit einem Vibrationsrüttler verdichtet. Die Gruben werden sich dann durch Bodenwasser, Grundwasser und Regenwasser automatisch mit Wasser füllen. Auf dem benachbarten Grundstück wurde zudem ein vor einigen Jahren angelegter kleiner Teich, der an das gepachtete Grundstück angrenzt, ausgebaggert, sodass auch dieser wieder für die Amphibien nutzbar ist. Die Maßnahmen konnten aufgrund der guten Witterung und Bodenverhältnisse ohne größere Schwierigkeiten wie geplant umgesetzt werden.

Nachdem wir im April, Mai und noch einmal im Juli 2023 die Tümpel ohne Nachweis einer Ansiedlung kontrolliert hatten, waren wir besonders freudig überrascht, als wir zur letzten geplanten Begehung Ende August 2023 ein adultes Tier und viele Jungtiere in den Tümpeln entdeckt haben. Durch die optimale Maßnahmenumsetzung und Auswahl des Standorts, konnte die Pionierart unsere Kleingewässer annehmen und sich tatsächlich direkt reproduzieren. Wir freuen uns über diesen ersten Erfolg.

Betreuung und Fortführung der Maßnahmen

Nachdem die Gewässer in diesem Jahr bereits von der Gelbbauchunke angenommen wurden, werden im Oktober/November diesen Jahres mit Hilfe einer weiteren finanziellen Unterstützung der Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung weitere Maßnahmen stattfinden. Um die Fläche und die Gewässerstruktur weiterhin attraktiv für die Gelbbauchunke zu halten, muss die Wasserstruktur kontinuierlich erneuert werden. Das heißt, dass jedes Jahr zwei bis drei neue Tümpel angelegt werden und in diesem Zuge die alten in Teilen zugeschüttet werden. Die Gelbbauchunke braucht jedes Jahr frisch gestörte und offene Kleinstgewässer für die Entwicklung der Nachkommen.



Wir danken der Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung von Herzen für die finanzielle Unterstützung unseres Projekts und die unkomplizierte Abwicklung.