Die Projektfläche

Etwa 0,17 ha Wald im Rammert (Dußlingen/Landkreis Tübingen)

Bei der Projektfläche handelt es sich um eine Privatwaldparzelle im Rammert (bewaldeter Höhenzug), der sich auf der Gemarkung Dußlingen bei Tübingen befindet. Die Artenschutzmanagement gGmbH hat das Waldgrundstück ab dem Jahr 2022 zum weiteren artenschutzfachlichen Pflegemanagement für die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gepachtet. Die stark gefährdete Unkenart (Rote Liste Kategorie 2 und geschützt durch die FFH-Richtlinie) ist heutzutage auf vom Menschen erzeugte Lebensräume angewiesen. Das sind z.B. Abgrabungen, auf militärischen Übungsplätzen und in Wäldern mit Windwürfen, Kahlschlägen oder Schneisen. Hier nutzt sie zur Fortpflanzung und als Aufenthaltsgewässer besonnte, nicht oder wenig bewachsene Klein(st)gewässer, wie z.B. Fahrspuren. Der Orkan “Lothar” richtete im Winter 1999 schwere Schäden im Rammert und damit auch auf der Projektfläche an. Durch die Sturmwurfschäden und die derzeitige Jagd- und Waldnutzung sind auf der Waldparzelle einige lichte Stellen und deutlich verjüngte Waldstrukturen vorzufinden. Diese Strukturen bieten sich an, um dort verschiedene Kleingewässer als Laich- und Aufenthaltsplatz anzulegen. Hier gelangt genug Sonnenlicht durch die Baumkronen, damit die Gewässer für die Amphibienentwicklung ausreichend erwärmt werden können. Außerdem wurden im weiteren Umfeld des Projektgebiets bereits Gelbbauchunken nachgewiesen, weswegen wir davon ausgingen, dass die Pionierart auf die Projektfläche einwandern und sich reproduzieren wird.

Projektumsetzung

Start Ende Oktober/Anfang November 2022

Im ersten Schritt wurden Ende Oktober 2022 die ersten Gehölzpflegemaßnahmen (Brombeerüberwuchs, Baumfällarbeiten, liegengebliebene Baumstämme) im randlichen Bereich, teilweise auch auf den beiden benachbarten Grundstücken durchgeführt. Durch diese Maßnahme ist die Besonnung der neu angelegten Tümpel und Mulden gewährleistet und sie können nicht durch verbliebenes Material eutrophieren.
Im zweiten Schritt wurden Anfang November 2022 mittels Kompaktbagger drei verschieden große Kleinstgewässer ausgehoben und deren Sohle mit einem Vibrationsrüttler verdichtet. Die Gruben werden sich dann durch Bodenwasser, Grundwasser und Regenwasser automatisch mit Wasser füllen. Auf dem benachbarten Grundstück wurde zudem ein vor einigen Jahren angelegter kleiner Teich, der an das gepachtete Grundstück angrenzt, ausgebaggert, sodass auch dieser wieder für die Amphibien nutzbar ist. Die Maßnahmen konnten aufgrund der guten Witterung und Bodenverhältnisse ohne größere Schwierigkeiten wie geplant umgesetzt werden.
Ende April 2024 wurden die alten Tümpel zugeschüttet und neue Tümpel angelegt.

Erste Erfolge

Die Gelbbauchunke wandert ein

Ende August 2023 konnten wir bereits das erste adulte Tier und zahlreiche Jungtiere dokumentieren. Und im Juli 2024 wurden unsere Bemühungen ebenfalls mit der Sichtung von 6 adulten Tieren und einem geschlüpften Laichballen belohnt.

Betreuung und Fortführung der Maßnahmen

Um die Fläche und die Gewässerstruktur weiterhin attraktiv für die Gelbbauchunke zu halten, muss die Wasserstruktur kontinuierlich erneuert werden. Das heißt, dass jedes Jahr zwei bis drei neue Tümpel angelegt werden und in diesem Zuge die alten in Teilen zugeschüttet werden. Die Gelbbauchunke braucht jedes Jahr frisch gestörte und offene Kleinstgewässer für die Entwicklung der Nachkommen.

Wir danken der Stuttgarter Hofbräu Umweltstiftung von Herzen für die finanzielle Unterstützung unseres Projekts und die unkomplizierte Abwicklung.