Weinbergbrache am Altenberg bei Dörzbach –
Erfolgreiches Pflegemanagement für die Östliche Grille

Die Projektfläche am Altenberg bei Dörzbach im Hohenlohekreis besteht aus vier Weinbergparzellen, die seit April 2022 im Besitz der Artenschutzmanagement gGmbH sind. Sie sind Teil des Weinberggebiets, welches die nach Kenntnisstand einzige verbliebene größere Population der Östlichen Grille (Modicogryllus frontalis) in Deutschland beherbergt. Völlig überraschend wurde diese im Rahmen eines ökologischen Feldgutachtens im Zusammenhang einer geplanten Rebflurbereinigung 1997 entdeckt. Da man im erweiterten Umfeld der Flächen keine weiteren Vorkommen der Rarität entdecken konnte, musste das Reblufbereinungsverfahren komplett neu überdacht werden.

In Teilen des Gebiets wurde zu Gunsten der Östlichen Grille auf die geplante Querterrassierung verzichtet und im Bereich des Hauptvorkommens wurde eine Grillenschutzfläche eingerichtet. Auf dieser wurde der nährstoffreiche Oberboden abgeschoben und stattdessen grober Kalkschotter eingebracht, um für die Grillen das Lückensystem der oberen Bodenschichten zu verbessern. Aus anderen Parzellen, die nicht “grillengerecht” gestaltet oder weiter bewirschaftet werden konnten, wurden Tiere abgesammelt und in die Schutzflächen umgesiedelt. Außerdem wurde entschieden, die Entwicklung der Population im Rahmen einer mindestens 10jährigen Untersuchung zu überwachen.

Kontinuierliche Maßnahmen sorgen dafür, dass sich die Lebensraumqualität für die Östliche Grille nicht verschlechtert. Ein Beispiel ist die regelmäßige Bodenbearbeitung in traditioneller Weise mit einem Seilzug am Traktor. Neuerdings kommt am Altenberg allerdings ein speziell modifiziertes Raupenfahrzeug bei der Pflege der Grillenhabitate zum Einsatz.

Im Auftrag der Naturschutzbehörde (Regierungspräsidium Stuttgart) startete im Jahr 2019 ein weiteres Monitoring, um die Entwicklung der Grillenvorkommen am Altenberg unter den geänderten Bewirtschaftungsbedingungen zu dokumentieren und ggfs. angepasste Maßnahmenvorschläge zu konzipieren. Weitere Durchgänge der Arterfassung fanden im Jahr 2021 statt und sollen auch weiterhin durchgeführt werden. Einer ersten Einschätzung nach (aufbauend auf den ersten Ergebnissen 2019/2021 verglichen mit vorangegangenen Erfassungsrunden im Jahr 2017) zeigt sich, dass die besiedelte Fläche als auch die Besiedlungsdichte im Gebiet zunimmt (Rietze & Weidler 2019, Rietze 2022) und somit die Bemühungen der letzten 25 Jahre das drohende Aussterben der Art in Deutschland wirksam verhindert haben.